Liebe Leser, ich durfte an einem großartigen Workshop teilnehmen und möchte Euch in dieser Zusammenfassung einen Einblick geben. Denn auch Ihr sollt ein wenig an unseren Erfahrungen teilhaben - und für uns, die dabei waren, ist es eine schöne Erinnerung.
Unser „Pencil-King“ bei LIVARTO, Cepand Yegani, hatte Anfang des Jahres einen besonderen Workshop ausgeschrieben: „Hyperrealistisches Zeichnen“, mit Schwerpunkt auf dem Porträtzeichnen, aber offen für alle Fragen rund um das Thema.
Die Teilnehmerzahl war auf maximal 10 begrenzt, damit Cepand jeden individuell unterstützen konnte.
Drei Tage intensives Arbeiten lagen vor uns – und es war wirklich eine Herausforderung! Aber Cepand hat das mit unglaublicher Energie und Kompetenz hervorragend gemeistert.
Damit alle gut vorbereitet starten konnten, erhielten wir vorab eine Materialliste. Gezeichnet wurde auf DIN A2 – das Papier und viele andere Utensilien wurden vor Ort gestellt.
Bis auf Katerina und Daniela reisten alle bereits am Donnerstagabend an, um am Freitag ausgeschlafen um 10 Uhr loszulegen. Denn, so Cepand: „Der Anfang ist der wichtigste Teil und den sollte keiner verpassen.“
Als kleine Vorfreude teilte er uns mit:
„Das ausgewählte Referenzbild ist richtig toll und die Person, die wir zeichnen, ist sicher allen bekannt. Die Auswahl des Motivs spielt hierfür eine entscheidende Rolle.“
Wer es war verriet er aber noch nicht…..
Der erste Tag war ganz der Vorbereitung gewidmet und war damit besonders intensiv. Cepand begann mit einem anschaulichen Vergleich: „Wofür braucht der Holzfäller am längsten, wenn er einen Baum fällen will? Zum Axtschärfen!“
Gute Vorbereitung ist also alles!
Zusammen mit dem Thema Mindset: Die Herausforderung liegt beim Fokus!
Bevor wir zum Zeichnen kamen, ging es um die innere Haltung:
• Fehler entstehen im Kopf – sie verlieren, wenn man sie bewusst angeht
• Fokus ist entscheidend: nicht ergebnis-, sondern prozessorientiert denken - das bringt langfristige Zufriedenheit.
• Deine Entscheidung: Willst Du mit Druck durch den Schmerz oder mit Liebe im Flow arbeiten?
Materialkunde folgte: Stifte, Papier, Wischer, Radierer – alles wurde erklärt.
Warum wir großformatig zeichnen sollten? Weil Lichtverläufe und Details besser sichtbar sind - wichtig für die Präzision im Hyperrealismus.
Als erstes praktisches Beispiel zeigte Cepand, wie er ein Auge (seines Vaters) vorbereitet und aufbaut – sehr eindrucksvoll!
Dann endlich hatte das Rätselraten ein Ende: Unser Referenzbild war ein Porträt von Salvador Dalì!!!
1. Raster (Schachbrettmuster) anlegen, 1-10 senkrecht und A-J waagerecht
2. Silhouette (Randlinie) zeichnen - keine Konstruktion einzelner Gesichtsteile, sondern Flächen unterschiedlicher Tonwerte, die vorher mit Outlines markiert werden.
3. Mit Tonwert 4 starten, dann Zwischentonwert 2,5 ergänzen, 2 und 3 hinzufügen.
4. Hintergrund anlegen, Tonwert 5 markieren, Highlights setzen.
5. Am Ende allerletzte Details wie Augenbrauen, Bart, Haaransatz hinzufügen
Zum Abschluss: Übung mit organischen Formen und Tonwerten 1-5.
Dann - inzwischen war es 19.30 Uhr – erklärte Cepand noch die Hauttextur an der Stirn mit Schattierung, die wir in klein selbst erstellen sollten, bevor wir den langen Tag mit einem gemeinsamen Abendessen ausklingen ließen.
Frühstart: Um 9 Uhr ging es weiter. Zuerst wurden die Tische umgestellt, um die bestmöglichen Lichtverhältnisse zu nutzen. Dann erhielt jede von uns zugeschnittenes Bristol-Strathmore-Papier. Zwei Teststreifen dienten zur Wahl des geeigneten Papiers (smooth oder value). Dazu wurde eine Tonwertscala 1-5 angelegt.
Dann begann die eigentliche Arbeit:
1. Arbeitsplatzabnahme durch Cepand
2. Raster anlegen (40x40)
3. Silhouette und Outlines zeichnen
4. Tonwerte systematisch einarbeiten
Bis 18 Uhr wurde konzentriert gearbeitet, unterstützt durch Cepands gezielte Anleitung.
Nach einer kurzen Pause mit Abendessen, ging es noch bis 22 Uhr weiter – Respekt an alle Mitstreiter!
Sonntagmorgen um 8 saßen bereits alle wieder an den Zeichentischen, obwohl es noch am Vorabend hieß: "wir treffen uns um 9 Uhr"…
Der Ehrgeiz hatte uns gepackt.
Heute ging es an den Feinschliff:
Die eigenen Bilder wurden kommentiert und alle Tonwerte fertiggestellt. Dazu gab Cepand noch eine Erklärung zum Hintergrund, sowie zum Verblenden, zu harten Kanten und weichen Übergängen.
Jede von uns war intensiv mit dem eigenen Bild beschäftigt, und nach jeder Arbeitsphase gab es ein persönliches Feedback.
Inzwischen war es 17 Uhr und wir stellten fest, dass wir noch keine Hauttextur besprochen hatten! Also wurden noch die letzten Energiereserven hochgeholt und los gings.
Besonders eingegangen wurde auf drei Gesichtszonen:
1. Nase – Tonwerte prüfen, verblenden, Schlagschatten berücksichtigen, dunkle Seite schraffieren. Dunkle Poren setzen, hell umranden, verblenden, Highlights freihalten. Mit Elektroradierer und Mono Zero aufhellen.
2. Auge - Tonwerte im Augapfel, Lid, Iris mit unregelmäßigen Mustern. Struktur unter dem Auge wie Baumwurzeln. Mit Elektroradierer Highlights setzen.
3. Halsbereich – helle, unregelmäßige Linien mit Mono Zero, chaotisch – organisch, abschließend mit 2B leicht abdunkeln.
Das alles wurde anhand von Monis Bild demonstriert und für uns aufgezeichnet – sehr hilfreich, da es zum Schluss wirklich viel Input war.
Es war ein unglaublich intensiver, inspirierender Workshop.
Ich habe noch nie an drei aufeinanderfolgenden Tagen je über zwölf Stunden gezeichnet – so viel gelernt, gelacht und gearbeitet. Wir waren eine super Truppe, herzlich und immer hilfsbereit!
Ein riesiges Dankeschön an unseren genialen Lehrmeister Cepand und auch Tatiana, die ihm hilfreich zur Seite stand!
Drei Tage – Zehn Zeichnerinnen – Ein Ergebnis : WOW
Die drei Tage reichten bei weitem nicht aus, um das Porträt vollständig fertigzustellen. Also arbeiteten wir noch rund 1 ½ Monate daran – jeder in seinem eigenen Tempo. Besonders motivierend waren dabei die Videofeedbacks von Cepand und die herzliche Unterstützung von Tati im „SonderZoomCafé“, die uns immer wieder antrieben.
Jede Zeichnung ist einzigartig, jedes Detail ein Beweis für das, was mit guter Anleitung, Teamgeist und Ausdauer möglich ist. Wir haben nicht nur Techniken gelernt, sondern gemeinsam etwas geschaffen, was bleibt – und uns alle ein Stück weitergebracht hat.
Ein großartiges Finale für einen unvergesslichen Workshop!
Immer gerne wieder!
Hier folgen unsere Porträts aus dem Workshop „Hyperrealistisches Zeichnen“ mit Cepand Yegani – voller Detail, Ausdruck und Leidenschaft 💛: