Nachdem die Beteiligung am Zeichentisch-Projekt wirklich sehr groß war, hat es erst einmal eine ganze Zeit gebraucht, bis ich all die wundervollen, kreativen Wünsche und Vorstellungen zusammengetragen hatte. Da waren sehr sinnvolle Dinge dabei, an die ich so z.b. nie gedacht hätte, wie eine Halterung für einen Fön, wenn man seine Aquarellbilder trocknen möchte. Aber auch echt kreative und abgefahrene Ideen, wie ein Stift-Patanosta. Was ich ja ne absolut geile Idee finde. Die technisch auch tatsächlich umsetzbar wäre, aber vom Aufwand her vermutlich dann auch leider nicht mehr weit weg von ner Sojus-Rakete wäre. Ok, zugegeben, nen kleiner Abstecher ins Weltall mit dem Zeichentisch…. Ich wäre definitiv dabei - wäre bestimmt irre inspirierend da oben.
Im Nachhinein kann ich sie aber tatsächlich verstehen: Niemand hat sich eine Durchlichteinheit gewünscht. Absolut niemand. Nicht ein einziges Wort über eine Durchlichteinheit. Ich muss zugeben, noch bevor ich dieses Projekt ins Leben gerufen hatte und so die ersten Gedankenblitze angefangen haben ihre kleinen Triebe auszubreiten um sich unweigerlich um meine Synapsen zu verästelt, war für mich eine Sache glasklar: Ich würde eine Durchlichteinheit brauchen. Stand auf Platz Nr.1 bei mir. Nachdem immer mehr und mehr Wünsche und Anregungen kamen, aber eben keine Durchlichteinheit, wurde ich stutzig und habe Vincent davon bei einem Telefonat berichtet. Seine Antwort war so simpel aber so logisch:
Ja, und genau das ist es. Das Livo-Prinzip. Und diese Erkenntnis war irgendwie so… wie soll ich sagen… geil. Es war so mindblowing für mich, einfach weil ich es gar nicht mehr so bewusst vor Augen hatte. Und es war auch gleichzeitig dieses sexy Gefühl - “Hey, ich brauche nicht mehr irgendwas abpausen, ich werde auf dieser irren Zeichenreise alle Fähigkeiten erlernen, um eigenständig die krassesten Kunstwerke zu erschaffen.”
Nachdem ich mich nun durch ein endloses Labyrinth voller Kreativität gewühlt hatte, um ein wenig Struktur in das Ganze zu bringen, habe ich dann auch angefangen, die ersten Ideen auf Papier zu bringen. Eine Idee zum Klappmechanismus hier, eine Idee zum Tischgestell dort. Teilweise grob gescribbelt, teilweise recht präzise geplant.
Zumal es ja auch noch nachbaubar sein soll.
Für mich selbst könnte ich die verrücktesten Dinge bauen, da ich das Glück habe, auf eine komplette Tischlerei inkl. CNC-gesteuerter Fräse zurückgreifen zu können. Sicherlich nicht die Standardausrüstung, die in der Krimskram-Küchenschublade daheim zu finden ist, oder im Chaos-Keller zwischen Einmachgläsern und Baby-Fuß-Gipsabdrücken aus längst vergangenen Tagen. Also muss es einfach zu bauen sein und am besten noch mit recht einfachem Werkzeug.
Und genau hier kommt ein wundervolles Programm zum Einsatz, das ich schon viele, viele Jahre sowohl privat als auch beruflich nutze. Mit Hilfe dieses Programms habe ich schon sehr viele verschiedene Dinge gebaut.
Was ich so sehr an diesem Programm liebe ist, dass ich damit in der Lage bin, meine unterschiedlichsten Bauvorhaben vorab bis ins kleinste Detail zu planen. Jede Bohrung, jede Schraube, jedes Scharnier. Ich sehe wenn es irgendwo kneift, oder drückt, denn ich kann in jede noch so kleine Ecke schauen. Und wenn ich auf diese Art und Weise plane, dann ist es nachher wie eine Art Bausatz und macht irre Spaß, alles zusammenzubauen.
Im Laufe des Design- bzw. Konstruktionsprozesses verändert sich das Modell meist noch an den ein oder anderen Stellen. Eine gute Idee ist, auf jeden Fall erst einmal die Grundmaße festzulegen, damit man weiß in welchem Rahmen man sich austoben kann.
Gesagt, getan. Ich habe die groben Maße von 148 cm Breite, 64 cm Tiefe und 76 cm Höhe festgelegt. Der wichtigste Teil des Tisches ist der Teil, den man schräg stellen kann. Denn auf genau dieser Fläche wird später der ganze Zauber stattfinden. Ich habe diese Fläche jetzt so groß gewählt, dass hier ein DinA2-Blatt platz findet.
Ich denke, dass so ausreichend Platz für die meisten künstlerischen Ergüsse sein dürfte.
Die meisten Sachen, die ich baue, baue ich aus Birken-Multiplex. Ich liebe dieses Material über alles. Es sieht wunderschön aus und ist gleichzeitig so unglaublich langlebig und stabil. Die Kinderschreibtische halten jetzt schon ca. 10 Jahre. Und das bei 3 Jungs. :-) Genau wie die meisten Spielzeuge, die ich gebaut habe. Deswegen ist es auch für diesen Zeichentisch, in meinen Augen, genau die richtige Wahl.
Die nächsten Schritte werden jetzt sein, noch einige Wünsche und Raffinessen an diesen Tisch zu bauen. Einiges wird eventuell modular werden, dann kann jeder für sich selbst entscheiden, ob er es braucht oder nicht.
Euer Janne